Geschichte der Burg
Die mächtige Burgruine Leuchtenberg
Ein idyllisches Fleckchen Erde haben die Erbauer der Burg Leuchtenberg für ihre Festung ausgewählt. Malerisch thront die stolze Burg auf einer 570 Meter hohen, abgeflachten Granitkuppe. Ihr zu Füßen liegt heute wie damals ein Land von herber Schönheit mit sanften, bewaldeten Höhen und Tälern. Die mächtigen Granitquader der Anlage scheinen bisweilen fast mit dem Felsboden des Burgbergs zu einer faszinierenden Einheit zu verwachsen.
Überragt wird der Ringwall vom viereckigen Bergfried und dem Spitzdach der Burgkapelle. Die Ruine ist heute in Staatsbesitz und eines der bekanntesten Wahrzeichen des Nördlichen Oberpfälzer Waldes. Ihre alten Mauern erzählen von Reichtum, Macht und Liebe. Die Leuchtenberger waren lange Zeit ein sehr einflussreiches Adelsgeschlecht. Viele Angehörige gingen am kaiserlichen Hof ein und aus. Sie begleiteten den Kaiser auf Italienfeldzügen und haben zumindest einen Kreuzzug mitgemacht. Georg III. (+1555) und Georg Ludwig (+1613, der bedeutendste Leuchtenberger) gehörten als Berater und Kämmerer gar zum engsten Führungskreis des Kaisers.
In Winternächten pfeift der kalte „Böhmische”, ein eisiger Ostwind, gespenstisch durch jede Ritze der Ruine. Dies ist wohl einer der Hauptgründe dafür, dass die Leuchtenberger im 14. Jahrhundert ihre Residenz in das etwa 15 Kilometer südwestlich gelegene Städtchen Pfreimd verlegten. In der dortigen Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt erinnern zahlreiche Grabplatten an das Herrschaftsgeschlecht. Viele Sagen ranken sich um die alte Burg. Die vielleicht bekannteste Erzählung berichtet, dass König Heinrich der Finkler durch ein Licht hier seine verlorene Tochter wiederfand. Aus Freude soll er die Anhöhe Leuchtenberg getauft haben.
Die erste Burganlage wurde im 10. oder 11. Jahrhundert errichtet. Damals hieß die Anhöhe noch „Liukenberg” oder „Leukenberg”. Wohl um das Jahr 1300 erfolgte ein grundlegender Neubau. Der erste bekannte Leuchtenberger ist Gebhard I. (+1146). Genau 500 Jahre später ging mit Maximilian Adam (+1646) das zuletzt sogar gefürstete Landgrafengeschlecht unter. Der Name tauchte Anfang des 19. Jahrhunderts wieder auf. Eugen Beauharnais, ein Stiefsohn Napoleons, wurde nach dem Sturz des französischen Kaisers unter anderem mit dem Titel „Herzog von Leuchtenberg” für den Verlust Italiens entschädigt.
Der Name ging danach durch zahlreiche Königshäuser der Welt. Ein schwedischer König war ebenso mit einem bzw. einer Angehörigen des Herzoghauses verheiratet wie ein brasilianischer Kaiser oder eine russische Zarentochter.
Leuchtenberg ist die größte Burgruine der Oberpfalz. Manchmal wird sie deshalb auch ehrfurchtsvoll als „Akropolis der Oberpfalz” bezeichnet. Erbaut ist sie im Stil der mittelalterlichen Ritterfestungen. Am besten nähert man sich der Ruine vom Marktplatz aus (Parkmöglichkeiten sind dort ausreichend vorhanden. Nur einen Steinwurf von der Kirche entfernt ist der Zugang.
Man betritt die Anlage durch ein historisches Spitzbogentor. Links vom Weg wächst die mächtige Zwingermauer, die einst den Burghof schützte, in die Höhe. Rechts standen früher ein Amtsknechthaus und eine Landgerichtsschreiberei, zuletzt als Rentamt genutzt.
Von vier Burgtoren sind nur noch zwei erhalten: das Portal am Marktplatz und der Torturm zum Innenhof. Unmittelbar vor diesem zweiten Tor waren ein Getreidekasten (rechts vom Eingang) und eine Wasserstube (links) vorgelagert. Der Torturm war zur Zeit der Landgrafen zusätzlich durch einen Graben, eine Zugbrücke und ein Fallgitter gesichert. An der Außenseite des Bogens sind noch Vorrichtungen für die Absperrung zu sehen.
Das erste Bauwerk im Innenhof ist die Burgkapelle (links vom Tor). Sie ist in den Grundzügen gotisch und wohl der interessanteste Teil der Anlage. Der Chorraum stammt aus der Zeit um 1300 und entspricht in seinen Abmessungen wohl noch der ersten Burgkapelle. Bei Befunduntersuchungen hat man festgestellt, dass es sich dabei um das Erdgeschoß eines früheren Mauerturms handelt. Im Jahr 1440 wurde daran das Langhaus angebaut. Eine Inschrift an der Säule in der Mitte kündet von dieser Erweiterung.
Früher trug dieser Pfeiler übrigens ein filigranes Spitzbogengewölbe. Das Kunstwerk wurde jedoch beim Brand 1842 zerstört. Reste davon sind im Chorraum noch zu sehen. Bei der Säkularisation im Jahre 1803 wurde das Kirchlein komplett geplündert. Nur der Unterbau eines Barockaltars aus dem ende des 17. Jahrhunderts blieb erhalten. Der Nebenaltar mit einem Bildnis der heiligen Walburga wurde nach Wittschau bei Leuchtenberg verschenkt. Die Kanzel verkaufte man nach Waidhaus. Das Gestühl sicherte sich ein Schreiner, und die Glocken gingen nach Hohenthann.
Nach der Überlieferung befand sich bis dahin in der Kapelle auch ein uralter Kelch. er ist leider spurlos verschwunden. Daß das Gebäude heute noch steht, ist ein Zufall. Es sollte ebenfalls zu Geld gemacht werden. Doch es fand sich kein Käufer. So ließ man das Kirchlein stehen und lagerte darin Holz.
Gegenüber der Burgkapelle befand sich in der Nordwestecke der Anlage der Faulturm, später auch Pulverturm genannt. Der erste Name weist auf die mittelalterliche Nutzung als Gefängnis oder Verlies hin. Denn damals kam es hin und wieder schon einmal vor, dass Häftlinge erst als „faulige Leichen” aus dem Kerker geholt wurden.
Blickfang der Ruine ist der viereckige Bergfried. 24 Meter hoch ragt er auf einem Granitfelsen in der Mitte des Burghofs in den Himmel. Zur Zeit der Landgrafen war er noch viel mächtiger. Im 18. oder 19. Jahrhundert wurde ein Stück abgetragen. Begehbar war der Turm ursprünglich aus Sicherungsgründen nur über eines der oberen Stockwerke. Der dreigeschossige Bau wurde Anfang des 20. Jahrhunderts teilweise neu aufgemauert, da er nach einem Blitzschlag halb eingestürzt war.
Den Aufstieg sollte man keinesfalls versäumen. Die Plattform ist einer der schönsten Aussichtspunkte der Oberpfalz. Von Nord nach West bilden im Uhrzeigersinn Fichtelgebirge und Steinwald, Böhmerwald, Oberpfälzer Wald und Bayerischer Wald sowie Fränkischer Jura eine traumhafte Kulisse.
Im Innenbereich befand sich nach alten Aufzeichnungen früher auch ein Brunnen. Er ist komplett verschüttet. Erhalten sind jedoch noch in Grundzügen die Wirtschaftsgebäude, die den Hof säumten. Der große Trakt an der linken Seite (vom Bergfried aus gesehen) war der Palas, dem noch ein Nebenraum vorgelagert war. Die Anlage geht auf das 14. Jahrhundert zurück.
Einschließlich des Kellers war der Palas vier Geschosse hoch. Vermutlich befand sich im ersten Stock der Rittersaal. An der Nordwand waren auf Höhe der rechteckigen Sprossenfenster die Schlafgemächer. Der neben dem Hauptbau liegende, zweigeschossige Trakt ist erst im 15. Jahrhundert für das Gesinde angebaut worden. darin waren die Küche sowie ein beheizbarer Speise- und Aufenthaltsraum für das Personal untergebracht. Unter den Räumen befanden sich zwei vom Hof aus zugängliche Keller.
Nach dem Tode des letzten Landgrafen kümmerte sich keiner mehr so recht um das Anwesen. Das Reichslehen fiel nach dem Aussterben des berühmten Geschlechts durch verwandtschaftliche Beziehungen an die bayerischen Herrscher, die sich fortan auch Landgrafen von Leuchtenberg nennen durften. Sie hatten offensichtlich kein großes Interesse an Leuchtenberg. Im Jahre 1842 äscherte zu allem Unglück ein Brand weite Teile des verwahrlosten Anwesens ein. Die Wohn- und Wirtschaftsgebäude im Innenhof, der Getreidekasten und die Landgerichtsschreiberei wurden ein Raub der Flammen. Erst im 20. Jahrhundert besann man sich auf den Wert der Anlage und begann, sie zu sichern.
Quelle: Wolfgang Benkhardt - Unterwegs im Nördlichen Oberpfälzer Wald, Verlag Druckhaus Oberpfalz
ISBN 3-00-001497-7